Musiktherapie:

Cover Musik

Fragen an den Musik-Therapeuten Dr. Martin Silberhorn:

Warum bieten Sie Musiktherapie in Ihrer psychotherapeutischen Praxis an?

Aus vielen Patienten-Mitteilungen und aus eigener Erfahrung weiß ich, daß Musik »ein Königsweg« ist zur eigenen Emotionalität: Musik kann trösten, sie kann uns Kraft geben, eine gute Stimmung noch lebendiger zum Ausdruck bringen, in der Trauersituation uns auffangen....

Es gibt aber Menschen, die nur mit ganz besonderer Hilfestellung überhaupt nur einen Zugang zu den eigenen Gefühlen finden: Das kann manchmal auch Zeichnen oder Malen sein, einen eigenen Ausdruck in einem Bild oder einer Zeichnung finden oder mit dem, was wir mit den Händen eventuell auch handwerklich schaffen... Für manche Menschen ist es die Musik, welche diesen Zugang zur eigenen Gefühlswelt überhaupt erst ermöglicht. Ich bin von Musiktherapie überzeugt, wie sie oft ja auch im Rahmen einer stationären Psycho-Therapie angeboten wird, auch wenn Musiktherapie (sicher weiterhin) keine sogenannte »Kassenleistung« darstellt.

Kind mit Trommelstock Musiktherapie



»Aktive Musiktherapie« (mit Digital-Piano, Blasinstrumenten, auch mit Kochlöffel, auch mit mitgebrachten Instrumenten oder Utensilien) hat sich in meiner Praxis auch bewährt bei insbesondere kommunikations-gestörten Patienten, hier gerade wieder bei verschiedenen psychosomatischen Krankheitsbildern:

 

Patienten teilen nach einer Gruppeimprovisation mit, was sie empfunden haben. Und sie vergleichen, ob andere das verstanden haben, was sie selbst zum Ausdruck bringen wollten. Und man kann dann ganz überrascht sein, wenn man anschließend die Aufnahme  in die Diskussion mit einbezieht.

 

Übrigens: Wer in die Praxis kommt, darf sich nicht wundern, dass schon an der Rezeption – neben freundlichen Mitarbeiterinnen – ein zierlicher Yamaha Flügel und ein Cocktailbar - Drumset  von Sakae®  das  Empfangskomitee abgeben. …

 

Und im Sprechzimmer gibt es Congas und ein großes Schlagzeug-Set von Sakae®, das keine Wünsche offen lässt.

Und doch handelt es  sich um eine voll funktionsfähige Praxis mit neurologischem Equipment und psychiatrischer Diagnostik, engagiertem Therapieanspruch und Gutachtertätigkeit.


In welcher Form realisieren Sie Musiktherapie in Ihrer Praxis?
Geht das überhaupt in dem »Praxisstreß«?

Es gibt in meiner Praxis einer fortlaufende halboffene Gruppe »Musiktherapie rezeptiv«: Regelmäßig einmal im Monat finden sich bis 8 Patienten für die Dauer von 120 Minuten ein und nutzen dann die Möglichkeit, eigenes Musikmaterial (heutzutage vorzugsweise auf CD) mitzubringen, der Gruppe vorzustellen, während dann die Gruppe eigene Assoziationen, Interpretationen, Gefühle mitteilt... Ich selbst bin immer auch erstaunt, wie (oft auch unterschiedlich) Menschen reagieren auf Musikstücke, auch wenn aus dem Praxismusikarchiv Stücke präsentiert werden, die nach meinem Empfinden dann eine eine bestimmte überragende emotionale Aussage enthalten...

Welches Musik- Repertoire ist besonders geeignet, nur Klassik ?

Keineswegs: Es kann Mozart oder Händel (»What passion cannot Music raise and quell?«) sein, aber auch Van Morrison (»Music lifts you up«), oder eben Jazz oder experimentelle Musik: Beim Jazz können wir im Falle einer gesungenen Ballade wie auch bei einer Opernarie sehr klar unterscheiden, ob neben Musikalität auch ein echter, überzeugender emotionaler Ausdruck gefunden wurde: Und wenn ja, welcher! Immer wieder lege ich auch gerne ein Stück von Rolf Beydemueller auf. Bei welchem Krankheiten kann rezeptive Musiktherapie besonders angezeigt sein? Bei Depressionen, Angststörungen, und psychischen Erkrankungen mit einem körperlichen Ausdruck, die heutzutage gern als »somatoforme Störungen« nach der derzeit leider gültigen Diagnose-Klassifikation ICD 10 bezeichnet werden.

Ist einer besondere technische Ausstattung notwendig für rezeptive Musiktherapie, und wie sieht es mit aktiver Musiktherapie aus in Ihrer Praxis?

Man kann natürlich auch mit den kleinen Transistor Radio Mozart hören, mit einer sogenannten Consumer-HiFi Anlage hört man dann etwas anderes, die Sinne werden unmittelbarer und intensiver angesprochen, und, erst wollte es nicht glauben, aber seit Jahren bin ich davon überzeugt, daß aufwendigere technische Ausstattungen (aus dem sogenannten audiophilen-High-End-Bereich) wirklich erst eine authentische Musikwiedergabe ermöglichen und keineswegs etwa nur ein »Hörvergnügen«: Die strahlende Echtheit von Musik, Klang, die Differenz zwischen unverfälschtem Ton, klingender Musik einerseits, und der Stille andererseits...:

Wenn Klavierakkorde, eine Violine oder die Stimme eines überragenden Sängers wie aus dem Nichts wirklich den Raum füllen, dann geht Musik wirklich »vom Ohr direkt ins Herz«. Wir Können letztendlich mit einer Consumer-Hi-Fi -Anlage doch nicht einen natürlichen Klang reproduzieren, selbst wenn dann Bässe brummen. Und bei Klassik wird noch mehr deutlich als bei vielen Jazz- Aufnahmen. Selbst der billigste CD- Spieler befreit zwar das Musikstück vom früheren Bandrauschen oder vom Knistern des Plattenspielers, was übrigens gar nicht schlimm war: Digital archivierte Musik ist aber auch heutzutage noch sehr teure Digital-Analog -Wandler angewiesen, will man wirklichen Klang reproduzieren.

»Aktive Musiktherapie« (mit Digital-Piano, Blasinstrumenten, auch mit Kochlöffel, auch mit mitgebrachten Instrumenten oder Utensilien) hat sich in meiner Praxis auch bewährt bei insbesondere kommunikations-gestörten Patienten, hier gerade wieder bei verschiedenen psychosomatischen Krankheitsbildern: Patienten teilen nach einer Gruppeimprovisation mit, was sie empfunden haben. Und sie vergleichen, ob andere das verstanden haben, was sie selbst zum Ausdruck bringen wollten. Und man kann dann ganz überrascht sein, wenn man anschließend die Aufnahme (heute meist über DAT- Rekorder aufgenommen) in die Diskussion mit einbezieht.