Psychotherapie:

Psychotherapeutische Medizin:

Fragen an den Psychiater

Dr. Martin Silberhorn:

Was heißt Psychotherapie für Sie?

Es ist die wunderbare Arbeit an uns selbst, wenn wir gemerkt haben, meist durch Schwierigkeiten im Leben ausgelöst, daß wir jetzt eine Chance haben, uns weiter zu entwickeln: Oft bedeutet dies: Alte Haltungen oder Ängste aufgeben, neue Seiten in uns entdecken: Mit einem Wort: Die Persönlichkeit etwas weiter zu entfalten - und wenn wir uns dabei helfen lassen von einer freundlichen Fachfrau oder einem Fachmann, dann ist dies Psychotherapie:

Und wenn die Schwierigkeit, über die wir gestolpert sind, sogar die Dimension einer Erkrankung angenommen hat (z. B. Depression, Angst), dann tritt eine Krankenkasse ein für die »Behandlungskosten«: Aber auch aus jeder »Krankheit« heraus haben wir die wunderbare Chance, einen tollen Entwicklungssprung nach Vorne zumachen:

Psychotherapie

Für einen »Entwicklungssprung« braucht man Kraft?

Ja, die Kraft schlummert in uns, und Angst, eine Panikerkrankung oder z. B. eine Zwangsstörung drücken uns zunächst nieder: Wir werden eingeengt: Aber mit Hilfe der Psychotherapie - der Psychotherapeut ist dabei etwas mehr als nur ein Gesprächspartner - erweitern wir auf einmal unser Verhaltensrepertoire, wir können Marotten aufgeben, festgefahrene Haltungen auflockern: Und im beruflichen wie privaten Umfeld gibt es dann oft ein Kompliment nach dem Motto: »Du hast dich aber geändert!?«

Bei welchen psychischen Störungen funktioniert Psychotherapie?

Grundsätzlich natürlich bei allen »Störungen«, bei welchen wir tatsächlich einen qualifizierten Beratungsprozeß eingehen, nachdem wir über irgendwelche Defizite bei uns »gestolpert« sind: Der häufigste Fall ist hierbei in einer nervenärztlichen Praxis:

  • Eine akute Belastungsreaktion (oder)
  • psychische Anpassungsstörung

... als Reaktion auf besondere Lebensumstände, die uns zunächst vor eine schwierige Aufgabe stellen: Oft herrschen dann vor:

  • Schlafstörung
  • Grübelzwänge
  • Gefühle der Aufgewühltheit und Unruhe
  • Kopfschmerzen (oder andere vegetative Beschwerden)

Manchmal ist diese Störung auch die »Begleitmusik« unserer Psyche in einer biographischen Übergangsphase: Zum Beispiel :

  • Auszug vom Elternhaus
  • partnerschaftliche Trennungssituation
  • Verlust des Arbeitsplatzes
  • Auftreten einer Erkrankung

Wie bei jedem Nervenarzt und Psychotherapeuten suchen jedoch viele Patienten auch Hilfe, die darüber hinaus spezifische Beschwerden entwickelt haben, die nach unseren aktuellen Diagnoseschlüssel (ICD 10) alle wie in der Sprache des Sanitärinstallateurs oder Elektrikers als »Störungen« bezeichnet werden, zum Beispiel:

  • Depression ([insbesondere: reaktive] depressive Episode)
  • generalisierten Angsterkrankung
  • Panikstörung
  • Zwangstörung
  • posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
  • Eßstörung (Eßstörung mit Übergewicht, Anorexie, Bulimie)

In den letzten Jahren haben die Psychotherapeuten übrigens bei all diesen Störungen eine schöne Hilfestellung von den »biologisch orientierten Psychiatern« erhalten: Denn aus vielen Studien und Verlaufsberichten wissen wir, daß auch eine gute Psychotherapie bei einem motivierten Patienten oftmals alleine zu wenig hilft: Gerade bei der Angsterkrankung, Panikstörungen und der Zwangsstörung helfen bestimmte Antidepressiva, besonders die:

  • SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer),

die anfangs bei der Einnahme ein kurzfristiges, medikamentös bedingtes Unruhegefühl erzeugen können, langfristig jedoch effektiv die Psychotherapie unterstützen, und vor allem nicht müde machen, sedieren!

Optimismus

Sind Sie auf bestimmte psychotherapeutische Themen besonders spezialisiert?

In einer nervenärztlichen Praxis hat man es ohnehin ganz oft zu tun mit

  • Akuten psychischen Krisen, ausgelöst durch
  • Trennungssituationen oder
  • Überforderung am Arbeitsplatz, eventuell
  • Mobbing

Wer akut überfordert ist oder einen »Nervenzusammenbruch« hat, wie das dann gerne genannt wird, erwartet jetzt Hilfe, und ein »Therapieplatz« für eine oft sinnvolle längerfristige Psychotherapie muß über Monate ernst anschließend gesucht werden.

In der akuten Krise funktioniert die Psychotherapie meist nicht im »50 Minuten-Takt«, aber wir haben eine ideale Einstiegsmöglichkeit, und es macht Spaß, den Patienten zu gewinnen für die »Arbeit an sich selbst«: Und die »schönsten Entwicklungssprünge« erleben wir gerade, wenn Menschen akute Krisen meistern. Hier mitzuwirken, macht auch mir vielleicht am meisten Freude!
Wenn Sie so wollen, ist daher die

  • konfliktzentrierte, lösungsorientierte Psychotherapie in kritischen Lebenssituationen

zu einem psychotherapeutischen Schwerpunkt im Rahmen meiner Praxisarbeit geworden.

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